Die Reaktionen auf die Annahme des Bundesgesetzes über die Klimaziele und die Stärkung der Energiesicherheit haben deutlich gezeigt, dass eine breite Diskussion über den Einsatz der Kernenergie dringend notwendig ist.
Wir möchten daher auf den Blogbeitrag von Dr. Georg Schwarz verweisen in dem er die heutige Situation analysiert und Verbesserungen vorschlägt.
Rahmenbedingungen für den Neubau von Kernkraftwerken in der Schweiz
Zusammenfassung der Hauptargumente:
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und wie man eine Strommangellage vermeidet
Leider veröffentlicht Herr Schwarz - früher in leitender Stellung beim ENSI - seine Überlegungen erst jetzt. Seit über 10 Jahren wird bemängelt, dass die Schweiz im Winter deutlich mehr Strom benötigt als bisher. Aber besser jetzt als nie.
Ausgangssituation:
- Um die Ziele des neuen Klimaschutzgesetzes zu erreichen, braucht es im Winter deutlich mehr Strom als bisher.
- damit Kernkraft zur Deckung der vom Volk beschlossenen Winterstromlücke leisten kann, sind Gesetzesänderungen unumgänglich.
weshalb Kernenergie?
- nur Kernkraftwerke sind in der Lage, den heutigen und den zukünftig zusätzlich benötigten Strombedarf (u.a. Wärmepumpen und Elektroautos) im Winter zu decken
- weil Kernenergie wetterunabhängig ist
- weil Kernenergie jederzeit dem aktuellen Bedarf angepasst werden kann
- weil Kernenergie im Verhältnis zur benötigten Leistung nur wenig Platz braucht und daher die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes daher gering ist
- weil die Gestehungskosten für Strom aus Kernenergie sehr niedrig sind. Sie betragen die Hälfte von Windstrom und einen Drittel von Alpenstrom.
warum gibt es keine Projekte für neue Kernkraftwerke
- der Bau neuer Kernkraftwerke ist gesetzlich verboten
- das 2005 in Kraft getretenen totalrevidierten Kernenergiegesetz ist so kompliziert und aufwändig, dass ein Neubau allein aus verfahrenstechnischen Gründen Jahrzehnte in Anspruch nehmen würde.
welche Fehler sollte man beim Bau von Kernkraftwerken vermeiden
- die Wahl zu teurer Reaktortypen
- mangelnde Erfahrung des Herstellers
- ändernde Sicherheitsanforderungen
- zu lange Bauzeiten
Schwarz schlägt daher vor, die Rahmenbewilligung auszubauen und im Gegenzug die Bau- und Betriebsbewilligung durch ein Freigabeverfahren zu ersetzen
denkbar ist zudem, dass auf generische Bauart-Zertifizierungen nach amerikanischem oder britischem Vorbild als Teil des Freigabeverfahrens abgestellt wird.
Fazit
- Wenn in der Schweiz in Zukunft neue Kernkraftwerke gebaut werden sollen, genügt es nicht, das Neubauverbot in Artikel 12a des Kernenergiegesetzes aufzuheben.
- Damit ein Bauherr das finanzielle Risiko eines Neubaus auf sich nimmt, muss auch das Bewilligungsverfahren gestrafft werden.
- Ein Projekt mit einem inhärent sicheren SMR, könnte unter den genannten Rahmenbedingungen in sieben bis acht Jahren genehmigt und gebaut werden.
Herr Schwarz sollte m.E. 2 Hauptargumente ergänzen:
- Für den Umweltschutz: KKW haben eine kleine CO2 Belastung (ca. 11 g/kWh bei einer Laufdauer von 50 Jahren). Nur KKW können die grossen Mengen Strom, die die Schweiz braucht, über derart grosse Laufzeiten (in USA schon 80 Jahre) liefern.
- Für die Versorgungssicherheit: KKW sind quasi-einheimische Kraftwerke, da ihr Brennstoff über mehrere Jahre auf kleinstem Raum sicher gelagert werden kann. Das Risiko von fehlenden Brennstoffimporten existiert bei entsprechender Lagerhaltung praktisch nicht.
- Es ist richtig, dass die Planungs- und Bauzeit von den Lieferantenländern abhängt. Die langen Zeiten betreffen die europäischen KKW, aus politischen Gründen und weil die Lieferanten lange keine Erfahrungen mit so grossen Projekten machen konnten.
- Ändernde Sicherheitsanforderungen waren spätestens beim Bau vom KKW Leibstadt in der Schweiz ein Problem. Ein Studie (Projektleiter K. Küffer, NOK) danach zeigt, wie man ein zukünftiges KKW kosten- und termingerecht machen könnte. Die Studie wurde nie beachtet bzw. wieder hervorgenommen. Offensichtlich auch von den Behörden (HSK/ENSI) nicht.tung praktisch nicht.
- Herr Schwarz schreibt: «Die Wahl eines zu teuren Reaktortyps... liegt allein in der Verantwortung des Projektanten». Es ist schade, dass Herr Schwarz nie seine offene Meinung der ETH klar mitgeteilt hatte. Die ETH (z.B. in der Person von Prof. Gabriela Hug) hatte immer behauptet hat, dass ein KKW zu teuer ist.
- Herr Schwarz hat Recht, wenn er schreibt: «Insgesamt dauern die reinen Bewilligungsverfahren ohne Planungs- Bau- und Inbetriebnahmezeiten bereits zwölf Jahre.» Dies ist und war schon lange ganz offensichtlich unverhältnismässig.
- Herr Schwarz schreibt: «Die Wahl eines zu teuren Reaktortyps... liegt allein in der Verantwortung des Projektanten». Es ist schade, dass Herr Schwarz nie seine Meinung der ETH klar mitteilte. Die ETH (z.B. in der Person von Prof. Gabriela Hug) behauptete immer, KKW seien zu teuer.
- Herr Schwarz hat Recht, wenn er schreibt: «Insgesamt dauern die reinen Bewilligungsverfahren ohne Planungs- Bau- und Inbetriebnahmezeiten bereits zwölf Jahre.» Dies ist und war schon lange ganz offensichtlich unverhältnismässig.
Was noch fehlt:
- Die Schweiz bräuchte m.E. grosse KKW bis 1600 MW (unsere französischen Nachbarn bauen eben diese, was in einem europäischen Verbundkonzept ohne Weiteres auch für die Schweiz gegeben und betrieblich machbar wäre) . Für die Bewilligungen gilt das Gleiche wie bei den SMR's.
- Es fehlen die Verkürzungen/Beschleunigungen bei Planung und Bau von Grossreaktoren. Diese muss man auf andere Weise verkürzen. Das Rezept dazu kann ähnlich wie beim SMR sein, indem man sich auf Vorarbeiten von ausländischen Sicherheitsbehörden (z.B. STUK in Finnland, oder NRC in USA) verlässt. So könnte man m. E. z.B. versuchen, die «as built» Pläne von Olkiluoto 3 zu kaufen und dann sofort mit dem Bau eines design-gleichen EPR's in der Schweiz beginnen.
- Während dem Bau (und später auch im Betrieb) könnte man von den Erfahrungen und dem Rat
- beim Bau und Betrieb der Finnen profitieren.
- Es gäbe noch viele weitere technische Ideen und internationale Vernetzungen zur Nutzung von Synergien und Vereinfachungen (z.B. Studium der koreanischen KKW ohne core catcher, etc.).
- Aber: Man darf als Schweizer nicht mehr meinen, man müsse jedesmal das Rad neu erfinden und schweizerisch das Rad noch perfekter (als alle andern Länder) rund machen wollen.